Betrachtet man die Tatsache, dass 99 Prozent der Erde heißer aus 1000°C sind und stellt sich vor, welche Energiemengen beispielsweise bei einem einzigen Vulkanausbruch freiwerden, so wird klar: wir sitzen auf einem heißen Planeten. Schätzungen zu Folge befindet sich in den oberen drei Kilometern der Erdkruste soviel Energie, dass sie rein theoretisch ausreichen würde, den Energiebedarf der Menschheit über einen Zeitraum von 100.00 Jahren zu decken.
Die Nutzung der in der Erdkruste gespeicherten Wärme nennt man Geothermie.
Obwohl sie in Deutschland zur Zeit eine eher untergeordnete Rolle spielt – als Stromerzeuger liegt sie auf dem letzten Platz – wächst ihre Bedeutung weltweit. Der Hintergrund ist zunächst geologischer Natur.
Durch gespeicherte Restwärme und radioaktive Zerfallsprozesse herrschen im Erdinnern Temperaturen bis zu 7.700 °C, abhängig von den geologischen Besonderheiten der jeweiligen Regionen. Diese Energie lässt sich direkt zur Wärmerzeugung und indirekt auch Stromerzeugung nutzen.
Mehrere hundert Grad heißes Wasser oder Wasserdampf werden aus dem Erdinnern gefördert, um sie über Dampfturbinen zu leiten.
Die Vorteile liegen vor allem darin, dass es sich um eine nie versiegenden Energiequelle handelt, da die seit Millionen von Jahren im Erdinneren stattfindenden Prozesse bis in die Zukunft andauern werden, obwohl er nicht in allen Gebieten der Erde gleich stark ist. Länder, die über Vulkane oder so genannte Hot-Spot-Gebiete (heiße Flecken) verfügen, sind in der Lage, diese Energiequelle mehr einzusetzen.
Außerdem handelt es sich dabei um einen Energieträger, der grundlastfähig ist.
Die Risiken liegen vor allem in der Freisetzung von Wasserstoffinhalten und Schwefelwasserstoff. Auch die kleineren und oft kaum spürbaren Erderschütterungen in der Anwendung der tiefen Geothermie können sich zu schädigenden Ereignissen für Mensch und Umwelt entwickeln.
Was ist Geothermie
Erneuerbare Energieformen – Die Erdwärme
Die Bedeutung der Geothermie, der in den oberen Erdschichten enthaltenen Wärmeenergie, ist gerade in den letzten Jahren gewachsen. Neben anderen erneuerbaren und unerschöpflichen, natürlichen Ressourcen wie Wasser- und Windkraft, die Energie der Gezeiten und der solaren Wärme entwickelt sich die Geothermie in zunehmendem Maße zu einem umweltfreundlichen Energiereservoir.
Die Erdwärme setzt sich aus der sogenannten Restwärme in der Erde, den stattfindenden radioaktiven Prozesse, bei denen durch den Zerfall von Atomen und Isotopen Wärmeenergie frei wird und der Freisetzung extremer Temperaturen im Erdkern zusammen.
Einsatzmöglichkeiten der Erdwärme
Auf der Basis einer ganzen Reihe technischer Einrichtungen, mit denen der Mensch in der Lage ist, die Geothermie an die Erdoberfläche zu befördern und diese in Nutzenergie umzuwandeln, ist eine effektive Ausbeutung dieser Energieform realisierbar.
Unter Anbetracht der enorm großen Energiemengen, die bereits in gar nicht allzu tiefen Erdschichten für eine wirtschaftliche Versorgung der Verbraucher zur Verfügung stehen, ist eine unmittelbare oder direkte Nutzung oder eine „Verarbeitung“ der Geothermie zu Heiz- oder Kühlzwecken realisierbar. Einen äußerst umfangreichen Part nimmt die Erdwärme bei der Erzeugung von Elektrizität ein.
Aufgrund der riesigen Vorkommen an Erdwärme, die noch längst nicht komplett erschlossen sind, ist eine Ausbeutung dieser Ressource im großen Stil umsetzbar. Schon heute beziehen die meisten Verbraucher den elektrischen Strom und Heizwärme aus der Förderung und Umwandlung der Geothermie. Die innovativen Weiterentwicklungen der entsprechend komplizierten Aggregate sind zudem zu optimalen Voraussetzungen geworden, mit denen sich viele private Haushalte selbst mit Heizwärme und warmem Brauchwasser versorgen können. Nicht nur in den kommerziellen Bereichen, sondern auch in den heimischen Räumlichkeiten können diverse Kühleinrichtungen mit Erdwärme arbeiten.
Die wichtigsten technischen Einrichtungen für die Gewinnung von Heiz- und Kühlenergie sind die sogenannten Wärmpumpen. Diese Anlagen müssen dann zur Verfügung stehen, wenn die zu fördernde Erdwärme in den tieferen Schichten der Erdkruste liegt. Wird die gewünschte Erdwärme schon sehr tiefen Regionen erkannt, dienen hochwertige und kompliziert konstruierte Komponenten dazu, die Energie direkt an die Erdoberfläche zu befördern und sofort einer Nutzung zuzuführen.
Der Einsatz der Geothermie im praktischen Einsatz sieht so aus, dass nicht nur die Kühlung und Wärmeversorgung in Innenräumen umsetzbar ist. Viele industrielle- und Dienstleistungsbranchen können ohne Geothermie gar nicht mehr auskommen. Dies gilt zum Beispiel für die Tierzucht, die Bauindustrie, die Herstellung und Konservierung von Lebensmitteln, die Beheizung von Schwimmbädern und Wellnesseinrichtungen.
Eine Erzeugung von elektrischem Strom auf der Basis der Erdwärme ist möglich geworden, weil sogenannte Organic-Rankine-Cycle-Anlagen die notwendigen Gegebenheiten dafür bieten. Im Zentrum der Stromerzeugung aus Erdwärme steht das hydrothermale Verfahren. Bei dieser Vorgehensweise dient Wasser als Träger für die Wärmeenergie der Erde. Durch forcierte Verdampfungsvorgänge werden riesige Turbinen und Generatoren angetrieben und Elektrizität entsteht.
Perspektiven der Geothermienutzung
Die Ausbeutung der Geothermie hat nicht nur ein nationales, sondern ein weltweites Ausmaß erlangt und kann auch perspektivische gesehen, nicht mehr aus der Energieversorgung weggedacht werden Immer mehr Wirtschaftszweige und die Lebensqualität der Verbraucher hängen von einer umfassenden Bereitstellung von Wärme und elektrischem Strom aus Erdwärme ab.
In der Gegenwart beschäftigen der Treibhauseffekt und der bereits ablaufende Klimawandel die Menschen weltweit. Außerdem sind in naher Zukunft die bislang genutzten fossilen Energieträger zur Neige und können im Zuge des boomenden Wachstums und des Anstiegs der Bevölkerung den Bedarf bald nicht mehr decken. Um die Natur wieder ins Gleichgewicht zu bringen und die Umwelt für nachfolgende Generationen lebenswert zu erhalten, entwickelt sich die Geothermie zu einem zentralen Aspekt.