Mitte Oktober 2012 sorgte die Erhöhung der EEG-Umlage im Strompreis für Diskussionen, Anfang November einigte sich der Energiegipfel bei der Kanzlerin auf den Ausbau der Offshore-Windparks, der mit Milliarden von Kosten verbunden ist, und Ende November verabschiedete der Bundestag die Änderung des Energiewirtschaftsgesetzes, mittels derer nunmehr die Stromkunden 90 % der Haftung für Ausfälle bei der Energie von den Windrädern auf See übernehmen. Der Weltklimagipfel Anfang Dezember in Doha (Katar) geriet zur Farce. Hohe Kosten, politische Uneinigkeit und widerstreitende Expertenmeinungen nehmen dem Verbraucher langsam aber sicher die Lust an der Energiewende.
Schon der Streit um die Einspeisevergütung aus Photovoltaik-Anlagen, der das ganze erste Halbjahr 2012 beherrschte, verunsicherte die Verbraucher. Der Kompromiss im Bundesrat vom Sommer hat nun eine Vergütungshöhe weit unter dem durchschnittlichen Stromtarif mit monatlicher Degression und eine Begrenzung der Förderung auf 52.000 MW PV-Leistung gebracht. Dieses Volumen könnte bei gleichbleibendem Ausbau bereits Ende 2014 erreicht sein – was kommt dann? Vor der Bundestagswahl im Herbst 2013 will sich offenbar keine Partei mehr an dem heiklen Thema die Finger verbrennen. Solange herrscht ein profitables Nebeneinander von noch bestehender Förderung und drastisch gesunkenen Marktpreisen. Wer sich 2013 keine PVA auf das Dach stellt, verpasst das derzeit rentabelste Rendite-Modell mit der höchsten Sicherheit.
Die Erhöhung der EEG-Umlage
2013 steigt die EEG-Umlage im Strompreis auf über 5,2 Cent pro Kilowattstunde. So werden die großen Stromanbieter nicht müde, die rasant gestiegenen Solarstrom-Kapazitäten dafür verantwortlich zu machen und reagierten folgerichtig mit einer Rekord-Strompreiserhöhung, wie es sie seit 1981 nicht mehr gegeben hat. Ihre Argumentation ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn die andere Hälfte steckt in der Befreiung weiter Teile der Wirtschaft von der EEG-Umlage. Der Beitrag zur Förderung erneuerbarer Energien im Strompreis würde nur die Hälfte betragen, wenn ihn nicht allein die privaten Stromkunden zu zahlen hätten.
Noch widersinniger wird es, wenn man die Regelung zur Festlegung der EEG-Umlage betrachtet. Seit 2010 ermitteln die Netzbetreiber die Gesamtsumme aus der Differenz des Strom-Börsenpreises und der gezahlten Vergütung, die den Energielieferanten über die EEG-Umlage rückerstattet wird. Seit 2011 sinkt der Börsenpreis auf Grund des hohen Angebots. Je geringer der Börsenpreis wird, desto höher fällt die zu erstattende Differenz aus. Statt von sinkenden Strompreisen zu profitieren, zahlen die Stromkunden zusätzlich drauf.
Was bringt der Offshore-Strom?
Offshore-Strom ist derzeit die einzige Möglichkeit, eine zentrale Struktur in den sich immer dezentraler organisierenden Strommarkt zu bringen, und die Energiekonzerne am Wachstumssegment „Erneuerbare Energien“ zu beteiligen. Betreiber von Offshore-Anlage erhalten wahlweise eine Einspeisevergütung von 19 Cent pro Kilowattstunde über acht Jahre oder 16 Cent pro Kilowattstunde über 12 Jahre. Diese Zahlungen stellen das Vier- bis Fünffache des Strompreises dar, der an der Böse gezahlt wird. Weiterhin müssen für ca. 20 Milliarden Euro neue Stromtrassen quer durch Deutschland geschlagen werden, um den Strom von der Küste nach Süddeutschland zu bringen. Bundesländer wie Bayern, Baden-Württemberg, Hessen oder Thüringen wären allerdings selbst in der Lage, diese Volumen viermal billiger zu produzieren, z.B. mit Onshore-Windanlagen.
Fazit
Als Kanzlerin Angela Merkel 2011 angesichts der Katastrophe von Fukushima den Ausstieg aus der Atomenergie verkündete, folgten ihr die Deutschen begeistert. Seither ist kaum etwas geschehen, was der Energiewende irgendwie Struktur verliehen hätte. Bundesumweltminister Peter Altmaier wiederholt gebetsmühlenartig, dass der Strom bezahlbar bleiben müsse. Mittlerweile üben sich alle Parteien darin, Förderkonzepte für sozial Schwache aufzustellen, damit deren Versorgung mit Energie gesichert bleibt. So rapide, wie die Strompreise steigen, sinkt die Akzeptanz der Energiewende.